Laudatio des Bezirkstagspräsidenten von Oberbayern Josef Mederer anlässlich der Verleihung der Bezirksmedaille an Andreas Salomon am 16. Oktober 2009 | ![]() |
In den Jahrbüchern, die die Geschichtswerkstatt herausgibt, sind immer auch Artikel von Andreas Salomon enthalten. So hat er sich als Erster wissenschaftlich mit dem Kolbermoorer Heimatdichter Hans Ernst und dessen Romanen befasst. In einem anderen spannenden Artikel deckt er eine falsche Geschichtsdarstellung auf, die die Räterepublik betrifft. Er erreichte damit, dass im Heimatmuseum der Text zur Erläuterung der Rätezeit geändert wurde.
Ein weiteres Thema, das Andreas Salomon nicht loslässt, ist die Geschichte der Menschen, die während des zweiten Weltkrieges als Zwangsarbeiter in Kolbermoor arbeiten mussten. Die Geschichtswerkstatt machte in München eine ehemalige Arbeiterin der Baumwollspinnerei ausfindig und lud sie nach Kolbermoor ein. Der Bürgermeister empfing die alte Dame 2002 offiziell. Ein weiterer Schritt, sich diesem traurigen Kapitel der Kolbermoorer Stadtgeschichte zu stellen. Andreas Salomon plädierte dafür, die Zwangsarbeiter mit einer Tafel in der Baumwollspinnerei zu ehren. Und er traute sich zu fragten, warum die Zwangsarbeiter der ehemaligen Baumwollspinnerei immer noch keine Entschädigung erhalten haben. Freuen wir uns indes über das Erreichte: Die frühere Zwangsarbeiterin sage am Ende ihres Besuchs in Kolbermoor: "Es ist gut, dass Sie mich nach den Dingen gefragt haben, die ich alle vergessen wollte. Das geht sowieso nicht. Aber ich fühle mich zu Hause bei Ihnen, weil Sie mir meine Vergangenheit wieder näher gebracht haben."
Seit über 30 Jahren ist Andreas Salomon außerdem ehrenamtlich tätiges Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, und er hat seit mehr als 10 Jahren den Vorsitz im Kreisverband Rosenheim. Auch hier ist sein Hauptinteresse, für geschichtliche Ereignisse zu sensibilisieren. Auf seinen Exkursionen führt er Lehrergruppen durch ehemalige Konzentrationslager oder auch "auf den Spuren der Weißen Rose". Mit diesen Veranstaltungen möchte er engagierte Lehrer unterstützen, in den Schulklassen eine sinnvolle Auseinandersetzung mit der historischen Wahrheit anzubieten. Doch Andreas Salomon vergisst über seinem Engagement für Geschichtliches die Gegenwart nicht. Er bezieht zu vielen aktuellen lokal- oder schulpolitischen Themen Stellung - gern und oft auch über das Medium "Leserbrief".
Verehrter Herr Salomon, mit Ihrem kritischen Blick auf die Geschichten von Menschen und Orten legen Sie Spuren in der jüngeren regionalen Geschichte frei. Sie setzen damit sichtbare Zeichen für die Wahrheit und gegen das Vergessen. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir heute wissen, was mit Georg Schuhmann und Alois Lahn geschah. Mit Ihrer Hartnäckigkeit verhindern Sie, dass die Opfer im Dunkel der Geschichte verschwinden. Sie wecken bei Lehrern und Schülern das Interesse für die historische Wahrheit. Für Ihr jahrzehntelanges Engagement sagen wir Ihnen heute mit unserer Auszeichnung herzlichen Dank.